Deutsch-Polnische Zusammenarbeit
Aufgrund der räumlichen Lage der Hauptstadtregion sind vielfältige strukturelle Beziehungen zwischen der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg und den westpolnischen Wojewodschaften offensichtlich und die raumordnerische Zusammenarbeit erforderlich.
Gemeinsames Zukunftskonzept für den deutsch-polnischen Verflechtungsraum
Der Deutsch-Polnische Raumordnungsausschuss hat das „Gemeinsame Zukunftskonzept für den deutsch-polnischen Verflechtungsraum – Vision 2030“ erstellt, welches durch die Deutsch-Polnische Regierungskommission für regionale und grenznahe Zusammenarbeit im Jahr 2018 bestätigt wurde. Mit diesem Konzept wird beabsichtigt, das Marketing des Gesamtraum sowie für Einzelprojekte zu verbessern, die Identitätsstiftung nach innen zu unterstützen, die Förderstrategien für die Zeit nach 2020 wirkungsvoller abzustimmen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Das Konzept fokussiert sich auf folgende fünf Handlungsfelder:
- Die Vorteile der polyzentrischen Siedlungsstruktur nutzen
- Die verkehrlichen Verbindungen verbessern
- In die Menschen investieren
- Nachhaltiges Wachstum fördern
- Die Grundlage für eine hohe Lebensqualität sichern
Die GL hilft bei der Verwirklichung des Zukunftskonzeptes durch die Begleitung raumrelevanter Projekte. Zudem werden weitere Aktivitäten mit räumlichen Auswirkungen im Sinne des Zukunftskonzepts abgestimmt.
Vision für einen gemeinsamen Verflechtungsraum
Gemeinsam mit dem Marschallamt der Wojewodschaft Lubuskie (Abteilung Geodäsie, Immobilienwirtschaft und Raumplanung) und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (Fachgebiet Regionalplanung) setzt die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg im Zeitraum 04/2024 bis 03/2027 ein Kooperationsprojekt im Bereich der Raum- und Regionalentwicklung zur Stärkung der Verwaltungszusammenarbeit und der Verflechtung zwischen Ostbrandenburg und der Wojewodschaft Lubuskie mit dem Titel „BB-L Interconnection. Vision für einen gemeinsamen Verflechtungsraum“ um.
Der Brandenburg-Lebuser Verflechtungsraum steht vor gemeinsamen Herausforderungen des Strukturwandels und demografischen Wandels. Deren räumliche Auswirkungen werden im Rahmen des Projektes analysiert und daraufhin partizipativ Lösungsansätze entwickelt, um so die sozioökonomische Resilienz der Region zu stärken und Angleichung der Lebensverhältnisse zu unterstützen.
Das Projekt beinhaltet folgende Schwerpunkte:
- Intensivierung der Verwaltungszusammenarbeit im Bereich der Raum- und Regionalentwicklung, Schaffung und Verfestigung von gemeinsamen Kooperationsstrukturen, Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch
- Analyse regionaler sozioökonomischer Chancen und Herausforderungen in Form einer territorialen Diagnose
- Erstellung von zwei Expertisen zur polyzentrischen Siedlungsstruktur und zur Nutzung erneuerbarer Energien
- Entwicklung einer Gemeinsamen Zukunftsvision für den Brandenburg-Lebuser Verflechtungsraum inklusive Handlungsempfehlungen
- Stärkung der Identität als gemeinsamer Verflechtungsraum
Der räumliche Schwerpunkt des Projektes liegt auf dem Fördergebiet des INTERREG VI A Kooperationsprogramms Brandenburg-Polen und entspricht damit zugleich der Gebietskulisse der Euroregionen Pro Europa Viadrina und Spree-Neiße-Bober. Angrenzende Teile des deutsch-polnischen Verflechtungsraumes sowie Entwicklungen entlang überregionaler Achsen werden nach Bedarf in die Bearbeitung mit einbezogen. Konzeptionell schließt das Projekt eine Lücke, denn für andere grenzüberschreitende Teilräume des deutsch-polnischen Verflechtungsraumes (Sachsen-Niederschlesien, Metropolregion Stettin) liegen bereits regionale Konzepte der Raum- und Regionalentwicklung vor.
Das Projekt wird durch die Europäische Union aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Kooperationsprogrammes INTERREG VI A Brandenburg-Polen 2021-2027 gefördert. Es hat ein Gesamtbudget von 1,02 Mio. EUR.
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Metropolregion Stettin
Die Stadt Szczecin (Stettin) wirkt als größte Stadt an der deutsch-polnischen Grenze mit metropolitanen Eigenschaften auch in die peripheren Gebiete der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Um die Entwicklungschancen im Nordosten Brandenburgs und die der Relation Berlin – Szczecin (Stettin) zu unterstützen, wurden 2015 in dem „Entwicklungskonzept der grenzüberschreitenden Metropolregion Szczecin“ u.a. Möglichkeiten zur Optimierung der Daseinsvorsorge, zur Verbesserung der infrastrukturellen Anbindung an Berlin und Szczecin (Stettin) und andere Räume sowie zur Entwicklung der gemeinsamen Metropolregion als Ganzes aufgezeigt.
Es wurde deutlich, dass für die Weiterarbeit in den empfohlenen Handlungsfeldern o.g. Konzeptes insbesondere statistische Daten ungenügend zur Verfügung stehen. Mit dem Ziel diesem Mangel entgegen zu wirken, initiierte das Regionales Raumplanungsbüro der Wojewodschaft Westpommern das Interreg-A-Projekt „Modell eines grenzüberschreitenden Monitorings – innovative Maßnahmen der Datenerhebung in der Metropolregion Stettin“ (Projekt-Nr.: INT179).
Unter der Leadpartnerschaft o.g. Büros arbeiteten neben einer Reihe von assoziierten Partnern die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg, das Amt Gartz (Oder), die Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern sowie der Verein der polnischen Gemeinden der Euroregion Pomerania, der Verein des Metropolraumes Szczecin und das Marschallamt der Wojewodschaft Westpommern in den Jahren 2020 bis Ende 2022 in diesem Projekt zusammen. Das Ziel bestand in der modellhaften Darstellung einer Methodik zur Erfassung, Harmonisierung und Verwaltung von Daten sowie die Definition der Datenanbieter und ihrer Nutzer in der Metropolregion.
Es wurde die Netzwerkzusammenarbeit im grenzüberschreitenden Kontext intensiviert, indem die Beteiligung möglichst vieler Interessengruppen aus Polen und Deutschland sichergestellt wurde. Die im Projekt behandelten Themenbereiche waren: Tourismus, regionaler Verkehr und Mobilität, effektive Kooperationsnetzwerke, Partnerschaft zwischen Stadt und Land, intelligente Entwicklung und zukünftige Branchen.
Eine Übersicht über den Datenbedarf und die einzubindenden Institutionen wird in der Bedarfs- und Netzwerkanalyse gegeben. Das Projekt wird durch die EU aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.
Entwicklungskonzept der grenzüberschreitenden Metropolregion Szczecin
Dokument: 3 MB – Stand: 8.06.2015
Projekt Interreg V A INT179: Modell eines grenzüberschreitenden Monitorings – innovative Maßnahmen der Datenerhebung in der Metropolregion Stettin – Bedarfs- und Netzwerkanalyse
Dokument: 600 kB – Stand: Februar 2021
Regionsbezogene Territoriale Folgenabschätzung Ostbahn – Strecke 203
Die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg beteiligte sich in enger Zusammenarbeit mit dem Marschallamt der Wojewodschaft Lubuskie an der durch das polnische Ministerium für Fonds und Regionalpolitik gesteuerten Pilotaktion der Territorialen Agenda 2030 „Verstehen, wie Sektorpolitiken räumliche (Un-)Gleichgewichte beeinflussen“. Mittels der Regionsbezogenen Territorialen Folgenabschätzung („Region-focused Territorial Impact Assessment“ – TIA) sollten die raumstrukturellen Folgen von Fachpolitiken ermittelt werden.
Als Fallbeispiel wurde der 2-gleisige Ausbau und die Elektrifizierung der grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindung (Ostbahn/Strecke 203) zwischen Berlin und Gorzów Wielkopolski gewählt. Unterstützt durch angepasste Methoden des Territorial Impact Assessments wurden im Rahmen von zwei überregionalen Konferenzen (in Seelow und Gorzów Wlkp.) und zwei regionalen Workshops (in Trebnitz bei Müncheberg und Kostrzyn nad Odrą) unter reger Beteiligung deutscher und polnischer Stakeholder potentielle räumliche Folgen herausgearbeitet.
Die wesentlichen Ergebnisse der Folgenabschätzung sind eine deutlich bessere – grenzüberschreitende – Erreichbarkeit von Arbeits- und Wohnorten (Arbeitspendler), Siedlungszentren (Dienstleistungs- und Handelseinrichtungen) und Ausflugsgebieten mit ÖPV. Damit einher gehen positive Klimawirkungen wie auch die stimulierte Siedlungsentwicklung entlang der Haltestellen, die grundsätzliche Verbesserung der Standortbedingungen für die Entwicklung von Gewerbe und Industrie sowie die Zunahme des Tagestourismus im Einzugsbereich der Ostbahn und der Strecke 203.
Einen ausführlichen Überblick über das Projekt mit einer Beschreibung der Durchführung, der Methode und der Ergebnisse gibt der Endbericht in deutscher und polnischer Sprache sowie eine englischsprachige Zusammenfassung.
Das Projekt wurde durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Rahmen des Programms „Modellvorhaben der Raumordnung“ (MORO) gefördert.